Sonntag, 30. März 2014

Vorstellung und Realität

Als wir uns vor über einem Jahr auf den Weg gemacht hatten, war ich der festen Überzeugung einige Situationen werden für die nächste Zeit ausgeschloßen sein:
- Frühlingsputz
- Renovierungsarbeiten (inkl. Streichen und bauen von irgendetwas)
- Übernachtungsgäste
- zuviele Aktivitäten während der Woche
- frieren (schließlich halten wir uns ja nur in sonnigen Gegenden auf, gel?)

Komplett alles, womit ich nicht gerechnet hatte, ist eingetroffen!


Geputzt habe ich im letzten Jahr mehr, als jemals bevor! Bei Mel, bei Sophie und bei Jen und natürlich in unserer eigenen Unit, in den Häusern, wo wir housesitting gemacht haben. Dann dachte ich, es wäre endlich geschafft die ganzen Großputzaktionen zu machen, bis ich mich angeboten hatte bei HCJB etwas mehr mitzuhelfen. Da durfte ich eine Putzaktion durchführen, die sich gewaschen hat und Bills Haus wieder auf Vordermann bringen.
Renovierungsarbeiten waren erst letztens auf dem Plan. Unsere Vanmöbel brauchten einen neuen Anstrich und wurden zusätzlich noch umgebaut. Noch eine Schicht Farbe, dann haben wir auch das geschafft.

Übernachtungsgäste hatte ich nicht in Erwägung gezogen, weil ich nie damit gerechnet hatte eine kleine Wohnung zu haben. Da wir hier nicht nur eine eigene Wohnung, sondern sogar eine ausklappbare Couch haben, war es eine große Ehre für uns Amy für eine Woche bei uns zu beherrbergen. Sie ist für 10 Wochen nach Kununurra gekommen um hier im Lenguistcenter ein Praktikum zu machen, bevor sie ihr weiterführendes Studium in Melbourne beginnt.
Die ganze Zeit über hat sie auf dem Caravanpark in der Stadt gewohnt bis 1 1/2 Wochen vor ihrer Abreise ein etwas gruseliger Kerl etwas aufdringlich geworden ist und sie uns fragte, ob sie die letzte Woche bei uns verbringen könnte. WAS FÜR EINE FRAGE! Wir haben uns riesig gefreut sie bei uns zu haben und die Zeit mit ihr so genossen! Vorletzten Freitag ist sie dann nach Hause geflogen und wir vermissen sie seitdem ganz arg!
Aktivitäten während der Woche! Dienstag Chor, unter der Woche immer wieder spontan irgendwas, Freitag ab letzten Freitag youth group (sind 11-16 jährige), Wochenende mit Freunden, Gemeinde, Proben, Morning tea, Abschiedsfeiern,... es ist schön überall involviert zu werden! Wir genießen sehr Teil dieses Ortes zu sein und all diese Sachen hier zu genießen. Fast wie Zuhause. :)
Frieren. Wißt ihr noch in Geraldton? Da haben wir schrecklich gefroren! Was war das kalt! Nach acht Monaten Kununurra fühlen sich die lauwarmen Morgen jetzt aber auch schon sehr frisch an und ich habe vor zwei Tagen ernsthaft über ein Jäckchen nachgedacht! Will gar nicht wissen, wie sich Deutschland nach der Zeit hier anfühlen wird!

Womit habe ich gerechnet, wovor hatte ich Angst?
- Ich habe damit gerechnet Schlangen, Spinnen und Krokodile in Australien zu sehen - überall!
- Viele Backpacker wie wir, mit denen wir hauptsächlich zu tun haben werden
- eine schwierige Situation was Gemeinde und Glauben angeht. Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich Angst, dass unser Glauben unter dieser Reise leidet. Wir sind trotzdem los, weil wir beide das Gefühl hatten, dass Gott es möchte. Aber Angst hatte ich in dieser Hinsicht.
- Ich habe die geheime Hoffnung gehabt während unserer Reise schwanger zu werden und recht schnell umzukehren.
- Englisch muss nach mindestens einem halben Jahr sicher sitzen, schließlich haben wir Grundwissen.:)
- Meine Berufserfahrung ist auf jeden Fall mehr als ausreichend überall super arbeiten zu können.

Die Wahrheit:

Vorletzten Freitag habe ich meine erste lebendige Schlange gesehen, nachdem wir vom Flughafen heim gekommen sind. Die war RIESIG! Selbst Andy, der schon öfters Schlangen gesehen hatte, hat noch nie eine so große gesehen!
Wir hatten eigentlich ausschließlich während unserer Farmzeit Juli bis August letztes Jahr wirklich mit Backpackern zu tun. Meistens sind wir von Freunden aus unserer Gemeinde umgeben, oder von Kollegen, oder Leuten aus der Stadt. Jedenfalls sind die meisten Aussies. :)
Niemals habe ich Gott so real, so greifbar gespürt wie während unserer Reise! Unsere stille Zeit ist intensiv und sehr aktiv geworden. Das Leben in unserer Kirchengemeinde ist etwas unbeschreiblich wertvolles und vordergründiges für uns und wir können Gottes Wirken in unserem Leben so deutlich sehen. Er gebraucht uns auf Arten, die wir uns nie vorgestellt haben könnten! Wir dürfen hier vielen Menschen auf so unterschiedliche Art trösten, ermutigen und von ihnen inspiriert werden. Nun sind wir davon überzeugt, dass Gott uns auf diese Reise geschickt hat, damit wir ihn besser verstehen können - wer hätte das gedacht? :)
Nein, schwanger bin ich nicht und es scheint nach wie vor nicht am Klima, an Stress, oder Verkrampftheit zu liegen. ;) Gott hat einfach andere Pläne mit uns und segnet uns mit Kinderlosigkeit.

Englisch ist, wie jede andere Sprache, nicht so schnell perfekt gelernt und der Farmerslang ist in der Hinsicht nicht immer hilfreich. :) Allerdings ist es mittlerweile so, dass wir nicht mehr sagen können, ob wir etwas auf englisch, oder deutsch gehört oder gelesen haben. Es ist so normal für uns geworden zwischen diesen Sprachen zu wechseln, dass wir uns immer wieder dabei ertappen, wie wir in unseren (deutschen) Gesprächen untereinander englische Begriffe gebrauchen, die einfach so normal im alltäglichen Leben geworden sind. Zu lernen gibts trotzdem jeden Tag unheimlich viel und ich ziehe den Hut vor jedem, der eine Sprache von Grund auf gelernt hat und in ein vollkommen fremdes Land gezogen ist!

In der Zahnarztpraxis sind die Instrumente die Gleichen, die Materialien kenne ich auch alle, oder kann mir zumindest immer denken, wofür sie eingesetzt werden. Dafür ist aber die Art, wie hier gearbeitet wird, vollkommen anders! Wo ich vorher einen Teil, oder die gesamte Behandlung gemacht habe, muss ich jetzt anreichen, und ertappe mich immer wieder dabei, wie ich am liebsten selber machen würde, statt immer nur zuzuschauen. Das macht meine Assistenz nicht besser, eher umgekehrt, große Umstellung! Trotzdem ist es schön wieder den typischen Zahnarztgeruch zu schnuppern. ;)

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